Was ist Klassische Homöopathie?

Die Homöopathie, klassisch angewandt nach dem Begründer Samuel Hahnemann, gibt es seit über 200 Jahren. Sie bietet eine große Chance, körperliche und seelische Leiden zu lindern, häufig sogar zu heilen.

Mineralische, pflanzliche und tierische Ausgangsstoffe werden durch ein besonderes Verfahren (»Potenzierung«) zu hoch wirksamen Arzneimitteln verarbeitet. Versuche an Tieren sind dabei nicht notwendig. Das genau auf jeden einzelnen Patienten abgestimmte Medikament verhilft auf sanftem Wege und ohne Nebenwirkungen zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden.

Wie wir arbeiten: Die homöopathische Therapie

Im Falle einer chronischen Erkrankung gewinnen wir Homöopathen in einem ein- bis zweistündigen Gespräch, der sogenannten Erstanamnese (gegebenenfalls auch mit einer körperlichen Untersuchung), ein umfassendes Bild von unserem Patienten. Wichtig sind uns hier – neben den momentanen Beschwerden – besonders die Wesensart und die Lebensumstände, sowie die Lebens- und Krankheitsgschichte des Patienten.

Ist das Gespräch beendet, beginnt für uns die zeitaufwändige Suche nach der passenden Arznei.

Nach deren Verordnung vereinbaren wir einen Folgetermin mit dem Patienten, bei dem die Wirkung des Medikaments beurteilt wird. Hat sich der Zustand verbessert, behalten wir die Arznei bei, andernfalls wechseln wir. Die weiteren Konsultationen in unserer Praxis richten sich nach der Befindlichkeit des Patienten, in der Regel erfolgen sie alle vier bis acht Wochen bis zur Gesundung.

Bei akuten Erkrankungen genügt uns eine erheblich kürzere Anamnese, auch die Wirkung des Medikaments können wir sehr rasch beurteilen. Oft zeigt eine auffallende Besserung schon nach wenigen Minuten, dass wir die Arznei richtig gewählt haben.

Entstehung der Homöopathie: Das Hahnemann'sche Gesetz der Ähnlichkeit

Der sächsische Arzt und Chemiker Samuel Hahnemann (1755-1843) entdeckte das Prinzip der Homöopathie durch folgenden Versuch: Er nahm einige Tage lang Chinarinde ein, die damals aufgrund ihrer angeblich magenstärkenden Wirkung erfolgreich gegen Malaria eingesetzt wurde.

Überraschender Weise bekam er daraufhin hohes Fieber, fühlte sich sehr schwach, war ängstlich und hatte starken Durst – das alles sind Symptome, die gewöhnlich bei Malaria auftreten.

Ausgehend von dieser Erfahrung und nach weiteren Experimenten formulierte Hahnemann das Ähnlichkeitsgesetz, das der Homöopathie zugrunde lieget: Ein Stoff, der bei einem Gesunden bestimmte Symptome hervorruft, heilt ähnliche Symptome am Kranken.

Chinarinde heilt den Malariakranken also nicht, weil sie den Magen stärkt, sondern weil sie ganz ähnliche Erscheinungen wie die Malaria am Gesunden hervorruft. Auf das Ähnlichkeitsgesetz bezieht sich auch der Name Homöopathie; das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet »ähnlich leiden«.

Das richtige Arzneimittel finden: Prüfungen am gesunden Menschen

Hahnemann und seine Schüler begannen, viele Substanzen (Minerale wie z.B. Schwefel, Kochsalz oder Gold; Pflanzen wie die Tollkirsche, Jasmin oder Muskatnuss; tierische Stoffe wie z.B. Bienengift, Kuhmilch oder den Farbstoff des Tintenfisches) zu »prüfen«, das heißt: Genau wie beim Versuch mit Chinarinde nahmen sie selbst die Stoffe ein und notierten die danach auftretenden Symptome.

Der Begriff Symptom ist hierbei weit zu fassen: dazu gehören neben körperlichen Beschwerden auch Stimmungen, Gefühle, Träume, Verlangen nach bestimmten Nahrungsmitteln und vieles mehr. Bis heute sind auf diese Weise fast 5000 Arzneien erforscht worden.

Die so gewonnenen Symptomenbilder der jeweiligen Substanzen wurden dann mit dem Krankheitsbild eines Patienten verglichen: der Kranke erhielt genau den Stoff als homöopathische Arznei, der am Gesunden die Symptome hervorgerufen hatte, die seiner Krankheit ähnlichsten waren. Auf die selbe Weise arbeiten Klassische Homöopathen bis heute.

Homöopathische Medikamente: je verdünnter, desto wirksamer

Eine weitere Besonderheit der Homöopathie ist die Art und Weise, wie die Ausgangsstoffe zu hoch wirksamen Arzneimitteln aufbereitet werden. Sorgfältig ausgewählt, werden sie schrittweise mit Wasser oder Alkohol verdünnt und verschüttelt. Diesen Vorgang nennt man potenzieren.

Dabei gibt es verschiedene Arten der Verdünnung: 1:9 bei den sogenannten D-Potenzen, 1:99 bei den C-Potenzen und 1:50000 bei den Q- oder LM-Potenzen.

Gemeinsam ist bei allen, dass die Wirksamkeit mit jedem Potenzierungsschritt zunimmt. Eine D30 (die 30 mal schrittweise im Verhältnis 1:9 verdünnt und verschüttelt wurde) wirkt also schneller, tiefgreifender und länger als eine D6, und eine C200 ist wirksamer als eine D30. Dieses Phänomen erleben wir sowohl bei der Anwendung der Medikamente am Kranken als auch bei der Prüfung am Gesunden.

In der Klassischen Homöopathie setzen wir aus diesem Grund fast ausschließlich hohe Potenzen ab der C 30 ein.

Möglichkeiten und Grenzen der Klassischen Homöopathie

Was ist nun alles mit Klassischer Homöopathie therapierbar – und was nicht?

Die Domäne der Klassischen Homöopathie ist der große Bereich der chronischen Krankheiten. Seien es Beschwerden auf körperlicher Ebene (wie Neurodermitis, Asthma, Rheuma, Migräne, Psoriasis, Menstruationsbeschwerden) oder seelische Leiden (wie Depressionen oder Angstzustände) – überall bietet die Klassische Homöopathie eine große Chance auf Linderung, häufig sogar auf Heilung.

Auch bei vielen akuten Zuständen wie Mandelentzündung, Grippe, Mittelohrentzündung, Blasenentzündung oder Gehirnerschütterung wirken homöopathische Mittel schnell und überzeugend, Medikamente wie Antibiotika oder Schmerzmittel sind dann nicht notwendig. Auch bei akuten psychischen Problemen wie Liebeskummer, Heimweh oder Prüfungsangst kann Klassische Homöopathie helfen.

Ihre Grenzen liegen dort, wo Chirurgie oder Intensivmedizin notwendig werden. Niemand wird beispielsweise bei einer offenen Beinarterie oder bei einem Blinddarmdurchbruch homöopathisch die Selbstheilungskräfte anregen wollen. Hier leistet der Homöopath Nachsorge.

Auch dort, wo Substitution notwendig ist, weil der Körper bestimmte Stoffe nicht mehr selbst produziert, z.B. bei Diabetes oder der Bluterkrankheit, kann Homöopathie diese Medikamente nicht überflüssig machen. Dort wird sie begleitend zur generellen Harmonisierung und Stärkung des Menschen eingesetzt, oft können wir auch eine Reduzierung der schulmedizinischen Präparate wie Insulin erreichen.